Es war wieder einmal so ein Tag. Alles und jeder hatte sich gegen mich verschworen. Sogar ich selbst hatte mich gegen mich verschworen. Der Schurke, der in mir wohnt, hatte die Kontrolle übernommen.

Ich nenne ihn Schurke, weil er mich und meine Emotionen sabotiert. Er versucht alles, um seine dunklen Spielchen mit mir zu spielen. Die Kontrolle über mich zu haben. Er möchte immer das letzte Wort haben. Auch, wenn ich ihn zur Ruhe bringen möchte.

An solchen Tagen hat selbst der Superheld in mir kaum eine Chance. Der Einzige, der den Schurken besiegen kann. Wie in den besten Marvel-Filmen kämpfen dann das Böse und das Gute in mir. Licht gegen die Dunkelheit. Recht gegen Unrecht. Zukunft gegen Vergangenheit.

„Warum willst Du auf das leckere Stück Schokolade verzichten?“, fragt mich der Schurke. „Schlagzeug üben? Heute doch nicht. Das Wetter ist so schön, da können wir beide doch mit einem Bier auf der Terrasse sitzen.“ Immer wieder meldet er sich. Unaufgefordert. Aber mit Nachdruck.

Der Schurke ist gefährlich

Der Schurke ist gefährlich. Sehr gefährlich. Er packt uns bei den Emotionen, die uns kurzfristig ein gutes Gefühl geben. Wie das Stück Schokolade. Oder gerne auch mal die halbe Tafel. Aber wenn wir voran kommen wollen ist er wenig hilfreich. Er ist ein Hindernis.

In Kalifornien wurde ein Experiment mit einem Barrakuda und seiner natürlichen Beute durchgeführt. Beide wurden in ein Becken gesetzt. Wie erwartet, attackierte der Barrakuda die Beute. Dann wurden Barrakuda und Beute durch eine Glasscheibe im Becken getrennt. Der Barrakuda attackierte und schwamm gegen die Scheibe. Das wiederholte sich Stunde um Stunde. Aber je mehr der Barrakuda gegen die Scheibe schwamm, desto weniger attackierte er. Bis er schließlich gelernt hatte, dass die Beute für ihn unerreichbar war und er nicht mehr angriff. Das war der Moment, in dem die Leiter des Experiments die Scheibe entfernten. Und was geschah? Nichts. Der Barrakuda griff nie mehr an.

Kann es sein, dass der Schurke immer wieder unsichtbare Hürden in mir errichtet? Dass ich durch meine Reaktionen in der Vergangenheit gelernt habe, wo meine „Grenzen“ sind? Obwohl sie in der Realität gar nicht existieren?

Superhelden wissen, warum sie etwas tun

Das ist der Moment, in dem ich den Superhelden in mir aktivieren muss. Denjenigen, der keine Grenzen akzeptiert. Der immer daran glaubt, alles erreichen zu können. Derjenige, der dem Schurken die Stirn bietet, ihn langsam aber sicher zurück drängt. Das ist der Moment, in dem ich mich entscheiden muss, welchen Wolf ich füttere (siehe Blog „5 wichtige Dinge, die ich in 20 Jahren als Firmeninhaber gelernt habe“). Auf was ich mich fokussieren werde.

Es gibt nur 2 Dinge, die unser Leben verändern. Entweder, etwas Neues kommt von außen in unser Leben. Oder etwas Neues kommt aus uns selbst heraus. Das Neue von außen, das unser Leben zum Besseren wendet, ist meistens Glückssache.

Also konzentriere ich mich auf das, was aus mir selbst heraus kommt. Das ist das, was ich beeinflussen kann. Das ich ändern kann. Das ich selbst entwerfen kann (siehe auch: „Was passiert, wenn wir planlos durch unser Leben stolpern“). Wenn ich das mit einem starken „Warum“ verbinde, kann ich den Superhelden in mir wecken. Dann fällt es mir leicht, zum Üben in den Proberaum zu fahren. Und häufig auch, auf die Schokolade zu verzichten.