Vor einiger Zeit hatte ich ein Coaching mit einem Firmeninhaber, der eine neue Strategie und Positionierung für seine Firma entwickeln wollte. Ein ganzer Tag. Abends waren wir beide glücklich, weil die neue Ausrichtung zu seiner Persönlichkeit passte.
Ihm war klar: jetzt beginnt die Umsetzung. Wir hatten viele kleine und größere Maßnahmen identifiziert, wie die Strategie umgesetzt werden kann. Mit Prioritäten und Termin. 4 Wochen später hatten wir uns für den ersten der nachfolgenden Coachingtermine am Telefon verabredet. Ich freute mich und war voller Erwartung, wie es voran gegangen war. In vier Wochen kann man schon einiges bewirken. Vor allem dann, wenn es zielgerichtet ist und den Kern der Leidenschaft des Inhabers trifft.
Pünktlich um 14 Uhr hatte ich seine Nummer gewählt. Er nahm ab. Und schon an seiner Stimme konnte ich hören, dass irgend etwas nicht stimmt. Nach ein paar Sätzen kam er mit der Sprache raus. „Ich habe die wichtigste Aufgabe nicht erledigt. Ich habe nicht mit meinen Kunden gesprochen. Und irgendwie bin ich dann in so eine Abwärtsspirale gekommen. Ich habe eigentlich keine der Aufgaben erledigt.“ Da war ich kurz geplättet. Was sagst Du in so einem Moment?
Auf der einen Seite kann ich nachvollziehen, dass etwas nicht sofort funktioniert. Dafür kenne ich die menschliche Psyche gut genug. Dafür kenne ich auch mich nur zu gut. Aber als Coach ist es auch meine Aufgabe, dabei zu helfen, neue Handlungsoptionen zu bieten. Offensichtlich war er an eine seiner inneren Hürden gestoßen.
Ich kenne Coaches, bei denen sollst Du vorher einen Scheck mit ein paar Tausend Euro abgeben, der dann z.B. an eine rechte Partei gespendet wird, wenn die Aufgaben nicht umgesetzt werden. So soll künstlich Schmerz aufgebaut werden. Habe ich schon hinter mir. Ist nicht so mein Ding. Funktioniert nämlich bei den allermeisten Personen nur kurzfristig, aber nicht nachhaltig. Dabei wird die Angst-Motivation getriggert. Und aus einer Emotion der Angst heraus treffen wir schlechte Entscheidungen.
Interessanterweise hatte ich noch mehrmals Kunden, die mit derselben Aufgabe an ihre inneren Hürden gestoßen sind: Mit den eigenen Kunden zu sprechen. Wie kann das sein? Jeder Firmeninhaber spricht täglich mehrfach mit Kunden. Einer der Gründe war, dass es eine andere Situation ist. Bei Aufträgen haben sich alle sicher gefühlt. Aber sozusagen außer der Reihe anzurufen und über Themen zu sprechen, die mit Aufträgen nichts zu tun haben, war bei allen außerhalb der Komfortzone.
Es sind die Geschichten, die wir uns selbst erzählen, unsere Glaubenssätze, die uns häufig zurück halten. Im Grunde sind es drei Arten von Glaubenssätzen:
1. Überzeugungen über uns selbst
Eine meiner limitierenden Geschichten über mich selbst lautete: Ich bin introvertiert. Können Sie sich vorstellen, was das bedeutet, wenn man sein Geschäft aufbaut und eigentlich auch zu Netzwerkveranstaltungen gehen möchte? Schweißgebadet habe ich am Anfang schüchtern und mit Blick auf den Boden in der Ecke gestanden.
Zuhause habe ich mich geärgert, weil ich mit niemandem gesprochen habe. Ein Teufelskreis. Heute ist das anders, ich habe an dieser inneren Hürde permanent gearbeitet.
2. Überzeugungen über andere Menschen
Ich weiß noch, wie ich am Anfang meiner Unternehmerlaufbahn stand. Ich hatte einen Termin mit einem gestandenen Geschäftsmann. Mann, war ich aufgeregt. Und Geschichten habe ich mir selbst erzählt. Wahnsinn. „Der nimmt mich bestimmt nicht ernst.“ „Der hat viel mehr Erfahrung als ich. Der merkt doch sofort, wovon ich keine Ahnung habe.“ So ging das weiter, bis ich den Termin hatte. Kennen Sie das?
3. Überzeugungen über die Welt allgemein
Diese Art von Glaubenssatz äußert sich gerne mal in Vorurteilen oder Verallgemeinerungen. „Ach, wie sollen die Geschäfte schon laufen. Die Wirtschaft läuft doch gerade nicht.“ „In unserer Branche herrscht gerade Rezession.“ „Die Kunden kaufen eh nur beim Billigsten. Da muss ich mit den Preisen auch runter.“ Das kann durchaus lähmen.
Ein guter Weg, die inneren Hürden zu umgehen ist, erst mal inne zu halten und zu hinterfragen, ob die Geschichte, die ich mir gerade selbst erzähle, stimmt. Gibt es eine andere, hilfreichere Geschichte? Durch diese Aufmerksamkeit ist der erste und wichtigste Schritt schon getan.