Vor ein paar Tagen war ich mit einem Unternehmer-Kollegen essen. Es war eines der seltenen Gespräche, in denen es auch um Fehlschläge, Rückschläge, falsche Entscheidungen und die täglichen unternehmerischen Probleme ging. Er erzählte davon, wie er kurz davor war, alles zu verlieren. Als ich ihn fragte, wie es dazu kam, hat er mir drei Dinge genannt:
- permanente Konflikte mit einem Mitgesellschafter
- die Anzeichen des Supergau nicht wahrhaben wollen
- Entscheidungen ausgewichen.
Das sind Verhaltensweisen, die ich selbst nur zu gut kenne und die mir andere Unternehmer auch schon genannt haben. Als Konsequenz schleppen wir im Unterbewusstsein negative Emotionen mit und wissen manchmal nicht so genau warum wir schlechte Laune haben. Wir sind gereizt und dünnhäutig, haben oftmals eine verzerrte Wahrnehmung. Wir zögern, zaudern und schieben wichtige Entscheidungen auf. Unsere Intuition und die Stimmen im Hinterkopf werden ignoriert.
Die daraus folgenden Begleiterscheinungen schränken unsere Lebensqualität – teilweise massiv – ein:
- Das Energielevel sinkt, häufig sehr deutlich
- Gesundheitliche Probleme
- Reduzierung sozialer Kontakte
- Gedankliche Abwärtsspirale.
Das hat mir mein Gesprächspartner ebenfalls bestätigt. Vor allem die gesundheitlichen Probleme und die gedankliche Abwärtsspirale sollten Alarmsignale sein. Ich selbst habe vieles geändert, als mich ein Arzt bei vermeintlich einfachen Rückenschmerzen auf Herzinfarkt untersucht hat, nachdem er vom Stress und den unternehmerischen Problemen gehört hatte.
Zuerst sollten wir verstehen, dass die meisten Probleme nur in unserem Kopf existieren, bei dem unsere älteste Hirnregion, das sogenannte Reptiliengehirn, die Kontrolle übernimmt. Es möchte uns vor etwas schützen, das real nicht existiert. Bei einem Problem handelt es sich lediglich um eine Erwartung über etwas, das eintreten könnte. Meistens ist eine von drei Unsicherheiten im Spiel:
- Unsicherheit, geliebte Dinge aufgeben zu müssen
- Unsicherheit über den Weg der Veränderung
- Unsicherheit über das Ergebnis
Unsicherheit, geliebte Dinge aufgeben zu müssen
In der Regel haben wir viele kleine und größere Errungenschaften, die wir uns hart erarbeitet haben und die wir ungern aufgeben möchten. Etwas, das wir genießen, das uns Freude bringt oder das wir einfach nur behalten möchten. Das können Kunden sein, das schicke Büro und Auto oder auch Mitarbeiter, die uns Arbeit abnehmen. Unsere Komfortzone ist ein sehr gut geschützter Ort. Wenn ich Konflikte aushalte, Anzeichen eines Supergau ignoriere und einer klaren Entscheidung ausweiche spricht einiges dafür, dass Veränderungen und ein klarer Schnitt in der Situation schwerer vorstellbar sind als mit den derzeitigen Konflikten und Problemen zu leben.
Unsicherheit über den Weg der Veränderung
Wer schon mal umgezogen ist ahnt schon, was hiermit gemeint ist. Man weiß schon vorher, dass der Prozess keinen Spaß machen wird. Wenn ich vor der Entscheidung stehe, mich aus einem Markt oder aus einer Zielgruppe zu verabschieden, dann weiß ich gleichzeitig, dass ich meinen Hintern bewegen muss, um anderes Geschäft an Land zu ziehen. Oder wenn ich mich von Gesellschaftern trenne, dann steht eine längere anwaltliche Auseinandersetzung bevor. Oder wenn ich einen Mitarbeiter entlasse, muss ich mich darum kümmern, dass die Arbeit neu verteilt wird.
Unsicherheit über das Ergebnis
Was ist, wenn die neue Situation nicht besser ist? Was ist, wenn ich es nicht hinbekomme? Was ist, wenn die Idee nicht funktioniert? Was ist, wenn mit dem Mitarbeiter auch Kunden gehen? Tausende von Fragen tauchen in unserem Gehirn auf, die den Blick vernebeln. Und voilá, der notwendige Schritt wird nicht vollzogen.
In der Regel hilft es schon, sich darüber klar zu werden, welche der drei Unsicherheiten gerade die Herrschaft über uns erlangt hat. Wenn man es schafft, das dann in Optimismus zu drehen und sich auf die positiven Ergebnisse zu konzentrieren, erspart man sich viele unnötige Gedankenschleifen und Probleme.