Es ist mal wieder soweit. Große Teambesprechung. Seit einiger Zeit laufen einige Dinge nicht rund. Das soll und muss endlich geklärt werden. Im Meeting sind alle voll motiviert. Gute Lösungen werden entwickelt, alle gehen zufrieden wieder an die Arbeit. Die Unterstützung der Mitarbeiter ist sicher.
Was passiert aber immer wieder? Die besprochenen Maßnahmen werden nicht umgesetzt. Irgendwo auf dem Weg bleiben Unternehmer und Team stecken. Das Tagesgeschäft, das Hier und Jetzt, wird schnell wieder wichtiger als die Aussicht auf zukünftige Erfolge. Das offensichtlich gute und richtige Vorgehen wird vernachlässigt oder nicht wirklich konsequent angepackt. Die neuen Lösungen, die bei der Besprechung noch so vielversprechend waren, werden nicht fertig. Die internen Umstrukturierungen sind nur auf dem Papier vorhanden. Die Liste könnte noch fortgeführt werden.
Wenn ich danach frage, woran es liegen könnte, dass es nicht voran geht, bekomme ich zumeist diese Antworten:
• meine Mitarbeiter machen nicht das, was sie sollen
• die neue Aufgabenverteilung wird von meinen Mitarbeitern missachtet
• bei der Vorstellung der neuen Maßnahmen haben alle genickt, aber danach handeln tut keiner
• Ich habe kaum Zeit und viel Stress, da bleibt wenig Zeit zur Umsetzung.
Schauen wir uns die Aussagen genauer an. Die ersten drei beziehen sich auf „die Anderen“. Ist das hilfreich? Als Ausrede schon. Wenn die Anderen nichts tun, dann kann auch nichts dabei rauskommen. Ist das hilfreich? Nein, natürlich nicht. Denn die Entwicklung der neuen Maßnahmen hat Zeit, Mühe und häufig auch Geld gekostet. Die neuen Maßnahmen sollen etwas bewirken, sie sollen Ergebnisse erzielen. Wenn „die Anderen“ nichts machen, dann gibt es auch kein Ergebnis.
Volle Verantwortung anerkennen
Wie kommt der Unternehmer raus aus diesem Dilemma? Eine gute Idee ist anzuerkennen, dass ich als Unternehmer zunächst einmal für die Ergebnisse meines Unternehmens selbst verantwortlich bin. Nur ich habe den gesamten Überblick, nur ich kenne die langfristigen Zielsetzungen und Planungen. Um mal eine Zahl zu nennen: als Unternehmer bin ich zu 80% selbst verantwortlich für das Ergebnis der Arbeitsleistung meiner Mitarbeiter. Zu 80%! Woran liegt das? Weil unsere Mitarbeiter nur auf klare Ziele hinarbeiten können.
Die häufigste Antwort darauf ist, dass ja alle dabei waren bei der Präsentation, dass alle die Maßnahmen kennen, es haben ja auch alle zugestimmt. Stimmt. Augenscheinlich kann es daran nicht liegen.
Es gibt aber eine Facette menschlichen Verhaltens, die an dieser Stelle nicht ausreichend berücksichtigt wird: Unsicherheit.
Unsicherheit bei den Mitarbeitern anerkennen
Neue Maßnahmen bedeuten Veränderung. Und eine Veränderung in unserem Leben bedeutet zwangsläufig Unsicherheit. Was kommt auf mich zu? Wo wird das hinführen? Was bedeutet das für mich? Welchen Platz werde ich zukünftig haben? Werde ich die neuen Anforderungen meines Chefs erfüllen können? Kann ich das schon? Wie soll ich das in der kurzen Zeit lernen? Ist mein Job langfristig sicher?
Das führt dazu, dass zwar alle nicken, aber nur wenige machen. Das führt auch dazu, dass die neue Aufgabenverteilung nicht klappt. Das führt letztendlich dazu, dass nicht das gemacht wird, was der Unternehmer gerne möchte.
Auch wenn wir es nicht gerne zugeben, auch der 4. Punkt hat genau denselben Grund. Keine Zeit und Stress sind Ausweichtendenzen. Mit den bekannten Tätigkeiten fühlen wir uns sicher, das kennen wir. Und das ist menschlich. Wir alle sind mit diesem Gefühl geboren, es schützt uns. Aber manchmal hindert es uns eben auch daran, die Ergebnisse zu erzielen, die wir gerne wollen.
Wenn ich Angst vor Ablehnung habe, werde ich nicht gerne mit Kunden sprechen und ich werde nicht herausfinden, was sie wirklich benötigen. Wenn ich Konflikte lieber vermeide, werde ich nicht mit meinen Mitarbeitern darüber sprechen und schon gar nicht steuernd eingreifen, wenn etwas nicht so läuft, wie ich das möchte.
Gegenseitige Erwartungen klären
Und noch etwas ist für den Erfolg der Umsetzung wichtig: die Erwartung. Sowohl die vom Unternehmer als auch die vom Mitarbeiter. Hilfreich ist, im ersten Schritt sich selbst darüber klar zu werden, was von jedem einzelnen Mitarbeiter erwartet wird. Der zweite und wichtigste Schritt ist dann, das auch offen zu kommunizieren.
Gleichzeitig ist es notwendig, die Erwartung des Mitarbeiters abzufragen. Was genau benötigt er, um meine Erwartungen zu erfüllen, was muss noch getan werden, dass die Erwartungen erfüllt werden können. Hat er alle Infos? Benötigt er noch Aus- oder Weiterbildung? Denn dann treten deutlich weniger Konflikte und Enttäuschungen auf beiden Seiten auf. So schaffen Sie eine Atmosphäre, in der Wachstum möglich wird.
Mein Tipp: Machen Sie sich klar, was Sie erwarten – von sich selbst, von Ihren Mitarbeitern, von Ihren Kunden. Schauen Sie dann, was schon gut läuft und bauen Sie darauf auf.