Vielleicht fragst du dich jetzt: Engpass – was bedeutet das überhaupt in Bezug auf meine Firma?
Die Idee des Engpasses stammt von Prof. Wolfgang Mewes. Er ist der Begründer der Engpasskonzentrierten Strategie und hat in den 70er-Jahren viele Gesetzmäßigkeiten durch Beobachtung herausgefunden. Seine Erkenntnisse lassen sich unwahrscheinlich gut für inhabergeführte, mittelständische Unternehmen umsetzen, da sie sehr pragmatisch und praktikabel sind.
Im Grunde geht es um 4 Prinzipien:
Das 1. Prinzip ist Konzentration und Spezialisierung: Konzentriere dich auf das, was du kannst. Spezialisiere dich mit deinen Stärken.
Das 2. Prinzip ist das Minimum-Prinzip: Es gibt einen begrenzenden Faktor in jeder Firma. Hier greift der Gedanke des Engpasses.
Das 3. Prinzip ist immaterielle vor materiellen Vorgängen: Konzentriere dich nicht so sehr darauf, wie du Geld verdienen kannst, sondern konzentriere dich darauf, was eigentlich unter der Oberfläche verborgen ist.
Und das 4. Prinzip ist Nutzen vor Gewinnmaximierung: Wenn du den Nutzen für deine Kunden erhöhst, folgt der Gewinn automatisch.
Für die Identifikation der Engpässe spielt das Minimum-Prinzip eine große Rolle.
Dieses lässt sich am Beispiel eines Waschbeckens, das mit Wasser gefüllt wird, erklären. Der Minimum-Faktor, also der begrenzende Faktor, ist der Überlauf. Das Wasser fließt immer weiter in das Becken, aber der Wasserpegel steigt nicht höher, als der Überlauf ist.
Genauso kann man sich das auch in einem Unternehmen vorstellen. Es gibt immer einen Faktor, der das Wachstum begrenzt. Egal, was du reingibst. Zum Beispiel ist das, was oben rein tropft, die Anzahl der Kunden und Projekte und der begrenzende Faktor ist die Anzahl der Mitarbeiter oder die Maschinenkapazität.
Im Handwerk ist es ja häufig so, dass du nur die Aufträge abwickeln kannst, für die du auch das Personal hast. Da kannst du noch so viele Aufträge akquirieren, du kannst nur die abwickeln, die durch deine Personaldecke auch entsprechend bedient werden können.
Deswegen ist es an dieser Stelle wichtiger, sich auf den Minimum-Faktor Personal zu konzentrieren und nicht so sehr darauf, neue Aufträge zu generieren.
Für die Firmenbetrachtung heißt das, es gibt in jeder Firma genau einen zentralen Engpass, der sie daran hindert, zu wachsen.
Es existieren sicherlich viele Probleme, die man in seiner Firma lösen kann. Doch wenn man anfängt, genau hinzuschauen und Prozesse nach dem Engpass-Prinzip zu betrachten, findet man den Punkt, der die Wende bringt.
Die 4 Engpässe oder wo du suchen solltest
Dein Engpass kann in unterschiedlichen Bereichen liegen. Diese zu kennen, hilft dabei, den einen entscheidenden limitierenden Faktor schneller zu finden.
Der 1. Engpass ist der externe Engpass. Das ist der Engpass, den du jeden Tag mit deiner Firma lösen musst. Das ist nämlich der Engpass deiner Kunden. Wenn du dich darum kümmerst, wirst du immer ausreichend Aufträge haben.
Der 2. Engpass ist der interne Engpass. Das ist der Engpass, der in deiner Firma irgendwo verborgen liegt. Darum kümmern wir uns meist erst dann, wenn etwas nicht funktioniert. Es poppt etwas hoch und irgendwie merken wir, dass irgendwo in unserem System Sand im Getriebe ist.
Ein Beispiel: Du hast eine neue Lösung entwickelt, aber deine Mitarbeiter können noch nicht so richtig damit umgehen. Dann brauchen deine Mitarbeiter eine Weiterbildung. Das ist ein klassisches Beispiel für einen internen Engpass. Wenn du das nicht löst, können deine Mitarbeiter nicht gut mit der neuen Lösung umgehen und werden sich vielleicht sträuben, diese einzusetzen. Aus Unsicherheit würde die neue Lösung also nie gut angenommen werden.
Der 3. Engpass ist der mutuale Engpass. Damit ist ein Engpass in den Beziehungen gemeint, mutual heißt gegenseitig. Eine der wichtigsten Aufgaben des Firmeninhabers ist ja, tragfähige Beziehungen im Sinne seiner Firma zu gestalten. Wenn die Beziehung intakt ist, können Sachprobleme immer gelöst werden. Knirscht es hingegen in der Beziehung, verursacht das in absehbarer Zeit Probleme. Mein Rat lautet hier: Wenn in internen Abläufen etwas nicht funktioniert, immer auch darauf schauen, was in der Beziehung zwischen den beteiligten Menschen los ist.
Der 4. Engpass ist der internale Engpass. Das ist der Engpass, der in dir selbst vorhanden ist. Was denken wir über uns selbst, was denken wir über andere Menschen und über die Welt im Allgemeinen? All das hat Auswirkungen darauf, wie wir handeln. Wir sehen die Welt nicht so, wie sie ist, sondern so, wie sie gemäß unserer privaten Logik sein sollte. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Deswegen ist der internale Engpass einer der wesentlichen Engpässe, an denen wir als Inhaber immer arbeiten sollten.
Also, um welchen Engpass solltest du dich aus deiner Sicht kümmern?